Der Fauteuil muss zehn Zentimeter weiter nach Backbord *äh* also links. Die Zehen strecken. Das Kinn etwas erhöhen. Das andere Bein beugen, aber bitte entspannt schauen. Da ist eine Falte im Shirt und eine Haarsträhne steht zu Berge. Schnell alles richten… *Klick* – Ausgelöst. Belichtung ist noch nicht ganz richtig. Blitzlichter korrigieren. Ist das Foto scharf? Ja? Gut, also wieder in die Pose. Nach all dem Trubel eine kurze Pause – schnell aufs Deck huschen und für einen kleinen Moment die warmen Sonnenstrahlen genießen, denn gleich gilt es auch schon sich in die nächste Pose zu schmeißen.
Auf dem Salonschiff Fräulein Florentine haben wir einen arbeitsreichen und vor allem spaßigen Vormittag verbracht, um ein paar fesche Fotos von uns für unseren Katalog zu shooten. Vom Bug bis zum Heck haben wir großartige Fotohintergründe gefunden und unsere Zeit dort richtig genossen.
Dabei war unser Kleidungsstil wohl nicht jedermanns Sache: Von schicken Ensembles aus Omas Schrank, die in der schnelllebigen Kleidungsbranche wohl bereits als antik gelten würde, bis hin zu flippigen zeitgenössischen Stücken, an denen noch das Preisschild hängte. Wir sind zwar allesamt keine professionellen Models, aber jeder hat sein Shooting gerockt. Manche im Stil eines Familienportraits aus dem früheren vorigen Jahrhundert, das im Großformat über dem Kamin glänzt, während davor die Enkelkinder lautstark mit Holzklötzen spielen. Andere haben das Albumcover ihrer neuen imaginären Indie-Pop Band geshootet, das mit einem durch den Ruhm verbrauchten Lächeln darauf wartet bei einem Fanmeeting von Bandmitglied zu Bandmitglied zum Unterschreiben geschoben zu werden.
Aber trotz unserer Unterschiede, oder vielleicht genau deswegen, werden die Fotos bald in unserem Katalog strahlen und glänzen, wie sonst nirgendwo. Man darf also gespannt sein!
Bis dahin, Leinen los und Schiff Ahoi!
Beitrag von Theresa Gruber