Lightpainting (oder auch Lichtfotografie) stellt einen außergewöhnlichen und faszinierenden Spezialbereich der Fotografie dar, wobei, wie es der Name schon vermuten lässt, mithilfe von Licht ganz besondere Motive kreiert werden.
An und für sich ist jede Art der Fotografie ja vom jeweiligen Licht einer Situation abhängig. Beim Lightpainting nimmt die Beleuchtung allerdings eine ganz spezielle Rolle ein. Die Kamera ist dabei statisch, während die Lichtquelle vor dem Objektiv bewegt und mit einer sehr langen Belichtungszeit fotografiert wird. Dadurch wird die Bewegung des Lichts als Lichtspur auf dem Bild eingefangen. Am besten werden die Bilder nach Sonnenuntergang im Freien oder in einem komplett abgedunkelten Raum gemacht. Erstens damit das Licht gut sichtbar ist und zweitens sorgt die Dunkelheit dafür, dass die (idealerweise schwarz gekleidete) Person, die die Lichtquelle vor der Kamera bewegt, selbst nicht auf den Bildern zu sehen ist. Er bzw. sie muss dabei darauf achten, ständig in Bewegung zu bleiben und an keiner Stelle zu lange zu verweilen, um so quasi unsichtbar zu bleiben.
Das klingt in der Theorie schon spannend, dachten wir uns und sollte in der Praxis im wahrsten Sinne des Wortes ein völlig neues Licht auf unser Verständnis von Fotografie werfen. Fachkundige Unterstützung, professionellen Input und jede Menge Tipps und Tricks für unsere Experimenten bekamen wir von Christopher Noelle, einem Linzer Künstler und Spezialisten auf diesem Gebiet.
Christopher Noelle, vielen auch unter seinem Künstlernamen TOFA bekannt, ist ein professioneller Lightpainting-Fotograf und Visual Artist. Bei seinen Bildern arbeitet er mit verschiedenen Techniken und Tools, wie sogenannten Blades, Pixelsticks und Lichtschwertern und baut Menschen, Projektionen sowie den städtischen Raum ein. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine stets spannende und dennoch ausgewogene Kombination von Licht- und Schattenspiel aus und faszinieren mit ihrer fast magischen Anmutung.
Insgesamt rückte die MKD zweimal zur Mission „Lightpainting“ aus. Der erste Termin fand im Freien an der Linzer Donaulände statt, wo drei Gruppen ihre jeweils ganz eigenen Konzepte visualisierten. Mit Katana-Schwert und verschiedensten Lichtquellen bewaffnet, setzte das erste Team ihre Idee mit dem Titel „Empowerment“ um.
„Empowerment“: Theresa Gruber und Valerie Bräunlich
Die nächste Gruppe entwickelte ihr Konzept rund um einige Figuren des forum metall, einem öffentlich zugänglichen Park an der Donaulände, mit Plastiken nationaler und internationaler Künstler. Durch unterschiedliche Lightpainting-Techniken sollten diese alten Plastiken in neuem Licht erstrahlen, indem ihre individuellen Formen und Eigenheiten hervorgehoben wurden, sowie die Namen der Skulpturen mithilfe eines sogenannten Pixelsticks in die Luft geschrieben wurden.
„Die Schlange“: Alexander Winkler, Angelika Treiblmayr Angelika und Stefanie Rathei
Die dritte Gruppe versuchte sich an einer besonders experimentellen Technik, wobei Stahlwolle an einer Kette befestigt, angezündet und dann durch die Luft geschwungen wurde. Vor der Kulisse des „Tisches der Austreibung“, ebenfalls einer Figur des forum metall, wurde mit diesem selbstgebastelten Tool eine Art Funkenregen erzeugt.
„Sparkler“: Katrin Landschützer und Lisa Ziebermayr
Der zweite Termin fand im Fotostudio statt, also unter anderen Bedingungen, aber mit dem gleichen Prinzip. Aufgrund der ruhigeren Umgebung eignet sich dieses Setting besonders gut für Portraits und Produktfotografien. Entsprechend wurde auch hier wieder fleißig herumexperimentiert und die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen.
Im Portrait: Anja Weber
So komplex sich das Lightpainting vielleicht auch anhören mag, im Prinzip ist es leicht mit wenigen Hilfsmitteln zuhause umzusetzen. Alles was man braucht ist eine Lichtquelle, das kann zum Beispiel eine normale Taschenlampe oder eine Lichterketten sein. Eine professionelle Kamera ist auch kein Must-have, denn mittlerweile gibt es schon Apps, die eine Langzeitbelichtung mit der Handykamera ermöglichen. Aufgrund der langen Belichtungszeit ist es jedoch von Vorteil, wenn man ein Stativ oder ähnliches zu Verfügung hat, um ein Verwackeln während des Aufnahmeprozesses zu verhindern. Und damit kann es entweder draußen nach Sonnenuntergang oder in einem dunklen Raum auch schon losgehen! Online gibt es zahlreiche Anleitungen und Tipps, wie man spezielle Effekte erzeugen kann, aber mindestens genauso viel Spaß macht es, einfach mal drauflos zu experimentieren und sich überraschen zu lassen.
Beitrag von Stefanie Rathei und Alexander Winkler