Was in aller Wald

Wie lassen sich die Themen Grafik und Wald verbinden? Papier war die erste Idee, die uns Meisterschülern durch den Kopf raste. Allerdings müssen wir uns eingestehen, dass dieses Material an sich eigentlich schon kaum mehr an seine ursprüngliche Form erinnert und es den Tod des Baumes an sich bedingt. Und auch die weiterführenden Gedanken, etwa Kastanienmännchen, versprachen nichts außerordentlich Großes. Glücklicherweise sind wir bei unseren Recherchen aber auch auf Kunstschaffende, Fotografen und andere Künstler gestoßen, die einen völlig anderen Weg gewählt haben, um diese beiden Themenbereiche zu verbinden – und dabei äußerst erfolgreich waren.

Ein kurzer Auszug daraus, dass kreative Köpfe und weite Wälder kein Widerspruch sind.

Künstler Markus Guschelbauer:
Der freischaffende Künstler Markus Guschelbauer wurde in Kärnten geboren und nutzt die Natur als Dreh- und Angelpunkt all seiner Arbeiten. Mit Hilfe von naturfremden Objekten, wie etwa Plastikplanen, beschneidet er die Landschaft teilweise nur minimal, teilweise bis auf ihre Grundzüge. „Der Kontrast zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, der ja heute überwiegend als unversöhnlicher Gegensatz empfunden wird, löst sich bei Markus Guschelbauer in einem optischen Spiel der Ambivalenzen auf.“ wird Guschelbauers Kunst von Erwin Fiala rezensiert. Und auch wir finden diese Verschiebung beeindruckend. Aber sehen sie selbst: www.markusguschelbauer.com

Fotograf Dylan Furst:
Dylan Furst ist ein amerikanischer Fotograf und Abenteurer, der auf Instagram bereits über eine Million Abonnenten zählt. Die düstere, dunkle Stimmung, die er einzufangen versucht, sieht er nicht negativ. Im Gegenteil: Die Zeit, in der die Natur unvergleichlich nach dem vorhergehenden Regen duftet und vereinzelt noch Tropfen von den Blättern fallen, ist für ihn ein Zeichen von Wachstum und neuem Erwachen. Und auch obwohl der Fotograf viel reist und beeindruckende Landschaften ablichtet, sind es für ihn doch die kleinen, alltäglichen Dinge, die durch einen Wechsel der Perspektive einen besonderen Eindruck hinterlassen. Egal, wo er gerade unterwegs ist. www.instagram.com/fursty/

Poetry Slamer Florian Wintels:
Einen Wald, der beschließt, sich geschlossen gegen die Menschen zu wehren, nimmt Florian Wintels als Grundlage, um etwas Sprachliches zu schaffen, das Wald und Kunst verbindet. In seinem Poetry Slam „Es war einmal ein Wald…“ beweist er neben breitem Wissen über Ökologie nicht nur eine ausgezeichnete Performance und ein schier unglaubliches Talent im Umgang mit Sprache, sondern findet auch noch Platz für die aktuellen Geschehnisse, die unsere Umwelt bedrohen. Ein beeindruckender Auftritt und ein Text, mit unzähligen Highlights, Wortspielen und Witzen gespickt, der den Betrachter fesselt. Dieser wird mit Sicherheit laut auflachen, aber auch ein wenig nachdenklich zurückbleiben. Am besten selber nachhören.
Florian Wintels: „Es war einmal ein Wald …“ auf YouTube

Text von Madlen Dorfner
Bild von Melanie Reisenberger

Waldbaden

„Waldbaden“ steht in großen, dicken Lettern am zerzausten Flipchart in der schon herbstlichen Blumau. Die Schüler, wie sie sich mit bunten Haaren, dicken Pullovern und rammelvollen Tischen gegenseitig die Blicke darauf verwehren, sehen ihren Professor fraglich an. Dieser hebt triumphierend den knallroten Edding. „Wenn man sich Sachen aufschreibt, sehen Sie gleich ganz anders aus. Darum schreibe ich es einfach auf.“ Punkt. Irgendwo in den hinteren Reihen hört man ein lautes Atmen, ein Geräusch, das suggeriert, dass einige Schüler wohl doch nicht vor Begeisterung strotzen. Irgendwie etwas verwirrt, vielleicht auch ein kleines bisschen enttäuscht, weil die Klasse nicht sofort in lautem Jubelschreien und Freudenchören ausbricht, blickt der Professor in die Runde. Es war irgendwie ein kleines bisschen leiser an diesem Tag, während dieser Besprechung, als es sonst war, im Haufen der 30 Studierenden.

Es wäre eigentlich schön hier zu schreiben, dass die Begeisterung zum Thema Wald dann doch wenigstens direkt nach diesem ersten Meeting ausgebrochen wäre. Oder weitere 5 Minuten später. Es lag nicht an der völligen Abwesenheit der Begeisterung selbst, aber sie wollte entdeckt werden. Teile der Schüler nickten zustimmend und erzählten vom letzten abenteuerlichen Bergaufstieg und ihren liebsten Jogging-Runden. „Ist ja nur ein grobes Thema“, schienen andere den Inhalt der vorgegangenen Beprechung schnell wieder zur Seite zu legen. So lässt sich sagen, dass die Schülerinnen und Schüler alles in allem keinen besonders engen Bezug zu Bäumen, Stäuchern und Geäst pflegen.

Das grobe Thema umrahmt, die ersten Projekte vorgestellt, wanderten die Köpfe der Meisterschüler immer knapper hin zum Bildschirm. Wer sieht sich welche Dokumentation an? Welche Funktionen erfüllt der Wald? Stimmt es das Bäume kommunizieren? In dieser arbeitenden Stille eigneten wir uns Unmengen an Wissen an. Wie alt wird ein Baum eigentlich? Selbst grässlich formatierte Beiträge auf HTML-Textseiten, welche noch aus der Urzeit des Internets stammen, wurden von uns Schülern verschlungen. Wie viele Bäume gibt es in Österreich? Doch irgendwie mussten wir Schüler dann doch zugeben, dass dieser Weg, den wir in den ersten Wochen eingeschlagen haben, nicht unser Weg war. Vor allem nicht der Weg, um kreativen Ideen fruchtbaren Boden zu bieten und Begeisterung zu entfachen.

Doch nach und nach durchdringt lautes Lachen den Raum. Die einsame Suche nach Waldwissen war nun plötzlich einer scherzhaften Diskussionen gewichen, was man den nicht sonst so alles im Wald machen könnte. Genauere Beschreibungen, Empfehlungen und Ideen für Projekte überschlugen sich. Es war nicht nur schön, in diesem gemeinschaftlichen Tumult selbst Ideen und Vorschläge einzuwerfen, es war auch schön, einfach Spaß zu haben. Und dieser Spaß legte den Grundstein für unsere Begeisterung. Je ungewöhnlicher und einzigartiger die gewählten Arbeiten der Meisterschüler waren, mit umso mehr Eifer und Freude nahmen die Studierenden Laptop, Kamera und Stift zur Hand, und begannen – jeder auf seine Weise – begeistert am Wald-Thema zu arbeiten. Und diese Freude stieg exponentiell – und hält bis heute an.

„Wie sie aus meinen Plänen ihre eigenen Pläne machen. (…) Und das ist gut so.“ können wir hier nur den Professor zitieren, der uns zu Schulbeginn eben genau diesen Plan vorgestellt hat. Und sollten wir Studenten bei einem unserer unzähligen, zukünftigen Projekten doch nicht von Beginn an vor Begeisterung überkochen, haben wir gelernt, dass Begeisterung es wert ist, ihr Zeit zu geben. Und würde man nun lauthals in die Klasse fragen, wer den freiwillig Waldbaden gehe, würden viele Hände nach oben rasen. Außer jene, die gerade mit vollem Tatendrang an ihren Projekten werkeln. Seid gespannt!

Text und Bild Madlen Dorfner

Wolf

Der Wald ist ein faszinierender Ort von äußerster Komplexität. Neben dem stillen Plätzchen mit der frischesten Luft und der angenehmsten akustischen Atmosphäre, bildet der Wald auch – oder vielleicht gerade deswegen – ein vielschichtiges Ökosystem. Abgesehen von dem idealen Raum für erholsame Spaziergänge bietet der Wald also eine große Portion an verflochtenen ökologischen Aspekten, so vielfältig und weitschichtig, dass man bei näherer Betrachtung manchmal vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen kann.

Um unser Jahresthema möglichst ansprechend und auch der umfangreichen Thematik entsprechend in die Arbeiten einfließen lassen zu können, strebten wir nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dieser. Browser auf und Wald in Wikipedia eingetippt. Nach kurzer – Legenden besagen die Rede sei aufgrund anfänglicher Netzwerkprobleme doch von ganzen Tagen – Ladezeit, die grüne Erleuchtung.
Komplexes Ökosystem, nach den Ozeanen die wichtigste Einflussgröße des globalen Klimas, der wichtigste Sauerstoffproduzent, et cetera. Ah OK, Nachforschung abgeschlossen.

Um eine Recherche und Auseinandersetzung zu erzielen, die über den auf keinen Fall gering zu schätzenden allgemeinen Konsens hinaus gehen und der Komplexität des Waldes aus verschiedenen Perspektiven gerecht werden, wurde jedoch klar, dass ein Blick über den Buch- und Bildschirmrand hilfreich werden würde. In den vergangenen Monaten haben wir daher Gespräche mit interessanten Persönlichkeiten geführt, die sich in der ein oder anderen Form mit dem Wald oder der Natur beschäftigen und uns äußerst interessante Einblicke geben konnten. Dies haben wir visuell und/oder auditiv festgehalten, um informative Interviews zu dem heurigen Jahresthema der MKD daraus zu gestalten.

Eine dieser Persönlichkeiten ist der ehemalige Förster und Waldpädagoge Fritz Wolf. Der Betreiber der Waldschule Almtal ist zertifizierter Vertreter der Waldpädagogik, die er mit seinem Kollegen Albert Botkar nach Österreich gebracht und in der er mittlerweile mehr als 1000 zertifizierte Waldpädagogen ausgebildet hat.

Mit dem Ziel, mehr von Wolfs Wissen um und Gespür für den Wald in Erfahrung zu bringen, machte sich so Ende Oktober eine Gruppe von fünf Personen aus der MKD ins Almtal auf. Bereits an der noch im Nebel versunkenen Bahnstation Kothmühle wurde diese vom ehemaligen Förster nett empfangen, ehe es zu Fuß zur Waldschule weiter ging. Auf dem Weg brachte Wolf bereits bei einigen Zwischenstops die ersten interessanten Informationen zu Schwammerl, Ortschaft und Wald näher, während langsam die Sonne ihren Weg durch die Schwaden fand und für eine mystische Stimmung sorgte. Angekommen bei der Waldschule folgte einer Vorstellrunde der Aufbau des Equipments, wobei sich bei der Positionierung der Kamera und der Wahl der Perspektive, vor allem ebenjene besondere Lichtsituation als kleine Herausforderung herausstellte. Seine immer noch anhaltende und bemerkenswerte Begeisterung für den Wald zeigte Fritz Wolf anschließend nicht nur im Interview, sondern auch bei einer darauffolgenden Führung durch die Welt der Bäume. Neben ihren bereichernden Erfahrungen aus dieser Begegnung hat uns das Team schlussendlich spannende Aufnahmen mitgebracht, welche sie zu einer inspirierenden Interviewserie zusammengefügt haben.

Durch die fünfteilige, wöchentlich erscheinende Videoreihe »Der Wolf spricht« gewährt uns Fritz Wolf Einblicke in die Kunst der richtigen Waldbewirtschaftung sowie deren Wichtigkeit und erklärt, wie Umwelt und Ökonomie im Einklang praktiziert werden. Darüber hinaus spricht Wolf über den Erholungsfaktor des Waldes und auch welche Bedeutung dieser im Zusammenhang mit der Klima- sowie der Coronakrise hat.

Im ersten Teil »Der Wald als Beruf« schildert Wolf, wie er trotz des ursprünglichen beruflichen Ziels Lehrer zu werden, zum Wald gekommen ist und welche persönliche Verbindung er noch heute zu diesem empfindet. Besonders spannend ist die von ihm ausgeführte Bedeutung des Waldes für das alltägliche Leben eines jeden und welchen Zusammenhang dies mit der Entstehung der Waldpädagogik hatte.

Text und Bild von Pascal Stütz

Böhmerwald

Zuerst die Recherche, dann ran an die Arbeit. Der Browser wird geschlossen, der Laptop wird nun zugeklappt, motiviert und fest entschlossen, die Kameratasche der Black-Magic eingepackt.

Die Reise führt ins obere Mühlviertel, genauer gesagt in die Marktgemeinde Ulrichsberg, ins Herz des Böhmerwaldes. Versteckt inmitten befindet sich die Böhmerwaldschule, die es Kindern und Erwachsenen ermöglicht, über all ihre Sinne eine Beziehung zum Wald aufzubauen. Innerhalb zweier Drehtage gelang es das spätherbstliche Rauschen des Laubes im Wind, aber leider nicht den Duft von nassem Waldboden und Tannenzapfen in Form eines Imagevideos der Böhmerwaldschule festzuhalten.

Am ersten Drehtag stand das Wetter nicht auf der Seite des Filmquartetts der MKD und ließ diesen mit dunklen Wolken ins Wasser fallen. Doch nicht lange wurde im Regen herumgestanden, schnell war eine alternative Lösung gefunden und die Black-Magic ins Trockene gerettet, wo es ans Filmen der Kurs- und Workshopaufnahmen ging. Das Team der Schule stand unserer Kameracrew von der ersten Sekunde an zur Seite und stellte alles Notwendige bereitwillig zur Verfügung. Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich. Mutter Natur war dem Filmquartett am zweiten Drehtag gnädig gestimmt. Durch die verschiedenen Angebote der Böhmerwaldschule wurde vor allem die Beziehung der Kinder zur Natur des Waldes gestärkt. Vom Kugelbahn bauen bis hin zum Bach erforschen konnte und wollte nichts ausgelassen werden. Dies weckte ebenso den Drang ein aktiver Teil des Geschehens sein zu wollen (um nicht zu sagen neidisch stand das Kamerateam hinter der Linse).

Am Ende des Tages gelang es nicht nur spannende Aufnahmen vom Angebot der Schule einzufangen, sondern auch die Wünsche und Ziele der Böhmerwaldschule besser zu verstehen.

Das Projekt »Böhmerwaldschule« ist jedoch mit dem Dreh des Imagevideos für die SchülerInnen der MKD nicht abgeschlossen, laufend wird an digitalen Werbekonzepten gescribbelt und gearbeitet… Mehr Infos zu den Angeboten der Böhmerwaldschule (und ob unser Entwurf schon online ist), siehst du, wenn du auf die Website gehst www.boehmerwaldschule.at.

Text und Bild von Iris Wiesner